SILVANER - EINE EUROPÄISCHE REBSORTE MIT STIL
WOHER STAMMT DIE REBSORTE SILVANER?
Silvaner wird oftmals in einem Atemzug mit dem Anbaugebiet Franken genannt. In der Tat ist Franken das deutsche Anbaugebiet mit dem höchsten Silvaneranteil, nämlich stolze 1559 Hektar, also in etwa ein Viertel der Rebfläche Frankens.
Doch nicht nur die Franken sind stolz auf Silvaner, auch wir Rheinhessen sind es. Als flächenmäßig größte Silvaner-Region Deutschlands nimmt der Silvaner in Rheinhessen, dem größten deutschen Anbaugebiet, ca. 1900 Hektar und damit rund 8% der Fläche ein.
Franken und Rheinhessen zusammen stellen damit über 75 Prozent der mit Silvaner bestockten Fläche in Deutschland. Die Rebsorte wird außerdem in Österreich, der Schweiz, in Südtirol und dem Elsass angebaut. Von einer global verbreiteten Rebsorte, wie beispielsweise Chardonnay, kann also keine Rede sein. Silvaner hat sein Zentrum in Europa und speziell in Deutschland und Österreich.
Was aber auch gesagt werden muss: Die Anbaufläche von Silvaner in Rheinhessen ist
in den letzten 100 Jahren leider deutlich geschrumpft – von 75% (!) der Gesamtrebfläche vor 100 Jahren über 60% in den 1960er Jahren bis hin zur den heutigen 8%. Bei uns im Weingut Steitz nimmt Silvaner 6% der Rebfläche ein — damit liegen wir im guten Schnitt über ganz Rheinhessen.
SILVANER IN RHEINHESSEN - VIELE HERAUSFORDERUNGEN FÜR EINE BESONDERE TRAUBE
Gründe dafür liegen in den Herausforderungen, die der Anbau von Silvaner mit sich bringt, denn ein wenig divenhaft ist sie schon, die Silvanerrebe. Sie hat hohe Ansprüche an Boden und Mikroklima und muss gewissenhaft gepflegt werden. Die vielen Geiztriebe sollten penibel
entfernt werden und der dichten Laubwand muss man mit starkem Entlauben Herr werden und so für eine gute Belüftung der Traubenzone sorgen. Ganz nebenbei wachsen Silvanertriebe nicht wirklich nach oben, sondern eher kreuz und quer. Auch hier ist für die Erzeugung eines Spitzensilvaners von Hand Einhalt zu gebieten.
Und hat man es geschafft, gesunde und toll schmeckende Silvanertrauben zu ernten, wartet im Keller die nächste Herausforderung. Denn Silvaner presst sich nicht gut. Die Beeren haben einen hohen Pektinanteil, der als Kleber in den Zellen funktioniert und für einen regelrecht zähflüssigen Presssaft sorgt. Wie oft hören wir Christian im Herbst sagen: „Der Silvaner presst sich mal wieder so gar nicht.“ Da braucht es Maischestandzeit, Fingerspitzengefühl und Geduld.
Beim Lesen dieser Argumente stellt sich Ihnen sicherlich die Frage, warum wir überhaupt noch Silvaner anbauen. So vieles scheint eher ein Abplagen mit dieser Rebsorte zu sein als ein entspanntes Miteinander.
SILVANER IM WEINGUT STEITZ - CHARAKTERSTARK UND VIELFÄLTIG
Und nun kommen wir zu den positiven Aspekten, denn Silvaner ist Vielfalt. Vom einfachen Alltagswein (STEITZ Grüner Silvaner) bis hin zum charakterstarken, bestens strukturierten Herkunftswein (STEIN-BOCKENHEIM Silvaner) — je nach Ausreifung und Vinifikation gibt es eine Klaviatur an Möglichkeiten.
Die Rebsorte spiegelt ihr Terroir perfekt wider und verbindet erdige, würzige Noten (wir vergleichen diese gerne mit dem Pfefferl des Grünen Veltliners) mit zarten gelbfruchtigen Aromen und milder Säure. Unsere Silvanerweine zeichnen sich durch die salzige Mineralität des Vulkangesteins in Verbindung mit moderater Säure, Würze und Frucht aus. Damit ist Silvaner wie gemacht zur angesagten vegetarischen Küche mit betontem Kräutereinsatz, Fermentation und subtiler Aromatik. Deshalb entdeckt aktuell die Gastronomie Silvaner wieder für sich und besonders in den skandinavischen Ländern ist Silvaner hip.
Und eines möchten wir noch erwähnen: Silvaner ist unsere liebste Esstraube. Sie schmeckt so unglaublich gut, dass man mit dem Naschen gar nicht mehr aufhören möchte. Unser langjähriger Mitarbeiter Manuel schneidet für seine Enkelin nur vom Silvaner einige Trauben im Herbst, denn die Kleine weiß, was am besten schmeckt.
DIE REBSORTE SILVANER - SEIT ÜBER 350 JAHREN IN DEUTSCHLAND ANGEBAUT
Durch genetische Untersuchungen ist mittlerweile bewiesen, dass es sich bei Silvaner um eine Kreuzung zwischen Traminer, einer der ältesten bekannten Rebsorten, und der autochthonen Rebsorte Österreichisch Weiß handelt. Damit scheint die Herkunft aus dem Alpenraum gesichert.
Die erste Pflanzung datiert aus dem Jahr 1659. Damals wurden in Castell bei Würzburg erstmals Silvaner-Reben gepflanzt — Franken ist somit von Beginn an besonders mit Silvaner verbunden.
Seinen Weg nach Franken fand der Silvaner durch die Zisterziensermönche des Kloster Ebrach. Diese unterhielten Handelsbeziehungen bis nach Österreich. Die Verbreitung von Rebsorten über Klöster war damals üblich, wie die Verbreitung des Spätburgunders über das Kloster Eberbach im Rheingau beweist.
Die Herkunft des Silvaners aus Österreich hat in unserem Sprachgebrauch Spuren hinterlassen, denn Silvaner wurde lange Zeit als Österreicher bezeichnet. Der Sprachgebrauch Silvaner hat sich erst in der Generation der 1970er durchgesetzt.
Übrigens: Die korrekte Rebsortenbezeichnung lautet Grüner Silvaner. Die Rebsorte Blauer Silvaner, die ebenfalls Weißwein ergibt, hat heute nur noch untergeordnete Bedeutung.